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Liebe Mitglieder,

hinter uns liegt ein Jahr mit einem äußerst ungewöhnlichen Witterungsverlauf. Auf einen strengen Winter folgte ein extrem trockenes Frühjahr, danach ein verregneter Sommer und erst im Spätherbst wieder beständig trockenes Wetter. Die Getreidebauern hat dieses Wetter härter getroffen als die Milchbauern. Der erste Aufwuchs für die Grassilage war zwar kläglich und der Mais wuchs aufgrund der Trockenheit zunächst nur langsam heran. Aber ab dem Sommer konnte sich niemand mehr über mangelndes Wachstum beklagen. Es folgten auch immer wieder einige trockene Tage, um die folgenden mengenmäßig guten Grasschnitte einbringen zu können. Ein sonniger trockener Oktober begünstigte schließlich die Abreife des Maises, obwohl zumindest nördlich des Nord-Ostsee-Kanals bei der Ernte teilweise erhebliche Flurschäden entstanden sind.

Der Milchauszahlungspreis weist seit Monaten eine stabile bis steigende Tendenz auf. Der Jahresdurchschnittspreis 2011 wird wahrscheinlich sogar höher liegen als im Jahr 2007, das noch als ein Jahr mit einem Rekordmilchpreis in guter Erinnerung ist. Doch angesichts der zurzeit gut laufenden Produktion bauen sich neue Hürden auf. Es droht eine Überschreitung der Milchquote im laufenden Milchwirtschaftsjahr und damit eine Superabgabe, falls das höhere Produktionsniveau gehalten wird. Die gestiegene Nachfrage nach Milchquoten und der höhere Quotenpreis bei der Milchquotenbörse am 2. November 2011 zeigen, dass den Milcherzeugern dieses Problem durchaus bewusst ist.

Die zuversichtliche Stimmung der Milcherzeuger lässt sich auch an den Daten der Milchleistungsprüfung erkennen. Die Durchschnittsleistung der Kühe war im abgelaufenen Prüfjahr 2011 zwar leicht rückläufig, aber der Kuhbestand ist dafür um 3 % aufgestockt worden. Obwohl die Zahl der Mitglieder sich um 83 verringert hat, werden aktuell 10.500 Kühe mehr gehalten als vor einem Jahr. Mit 316.882 geprüften Kühen zu Beginn des Prüfjahres 2012 wurde der Höchststand der letzten 15 Jahre erreicht. Eine durchschnittliche Herde ist in Schleswig-Holstein inzwischen 86,4 Kühe groß. Allein in den letzten fünf Jahren ist der Durchschnittsbestand um über 20 Kühe gewachsen.

Diese dynamische Entwicklung in der Milchproduktion stellt immer höhere Anforderungen an das Herdenmanagement, denn Größe allein führt noch nicht zum Erfolg. Eine gute Produktionstechnik ist eine wesentliche Voraussetzung für den Betriebserfolg. Unsere Auswertungen zeigen, dass Herden mit mehr als 100 Kühen z. B. höhere Durchschnittsleistungen und ein unterdurchschnittliches Erstkalbealter aufweisen. In kleineren Herden sind dagegen im Mittel schlechtere Produktionskennziffern zu finden.

Für eine langfristige Sicherung des Betriebserfolges sind in sehr vielen Betrieben unabhängig von der Herdengröße und dem Leistungsniveau Verbesserungen insbesondere bei der Lebensleistung und der Eutergesundheit der Kühe notwendig. Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung sind hilfreich dabei, Fehlentwicklungen in der Herde rechtzeitig zu erkennen. Besonders schnell und einfach können diese durch die Nutzung des LKV-eigenen Herdenauswertungsprogramms per Internet aufgedeckt werden. Unabhängig von einem bestimmten Arbeitsplatz können hier mit Hilfe spezieller Auswertungen die wesentlichen Schwachpunkte auch von großen Herden innerhalb kürzester Zeit analysiert werden. Zu dem wichtigen Bereich der Fruchtbarkeit können darüber hinaus eigene Daten erfasst werden.

Mit seinem neuen Service, der Untersuchung von Milchproben mit dem Mastitis-Test PathoProof™, liefert der LKV seinen Mitgliedern innerhalb von fünf Stunden nach dem Probeneingang einen Nachweis über Mastitiserreger und ermöglicht dadurch Vorbeugemaßnahmen sowie eine frühzeitige und wirksame Behandlung.

Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung können Sie auf unterschiedlichen Wegen erhalten und nutzen: als herkömmliche gedruckte Rückmeldungen, als Datei zur Eingabe in ein Herdenmanagementprogramm auf ihrem PC oder durch Auswertung ihrer Daten mittels des vom LKV angebotenen Herdenauswertungsprogramms. In jedem Falle sind sie eine unverzichtbare Hilfe für das Herdenmanagement. Die Entwicklung der letzten drei Jahre hat gezeigt, dass Betriebe mit einer besseren Produktionstechnik Krisen eher durchstehen und gestärkt daraus hervorgehen.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute im Jahre 2012, vor allem Gesundheit und wirtschaftlichen Erfolg in der Milchproduktion.

Eckhard Marxen, Vorsitzender

Hergen Rowehl, Geschäftsführer

Entwicklung der Milchleistungsprüfung im Prüfjahr 2011

Der Umfang der Milchleistungsprüfung (MLP) hat sich im Landeskontrollverband Schleswig-Holstein e. V. (LKV) wie im Vorjahr weiter positiv entwickelt und liegt damit im Trend der letzten Jahre, der nur durch den niedrigen Milchpreis 2009 unterbrochen wurde. Der überraschend starke Leistungsanstieg des Vorjahres setzte sich im abgelaufenen Prüfjahr nicht fort. Stattdessen gab es einen Rückgang. Das Leistungsniveau von 2009 wurde aber dennoch überschritten.

Weniger Herden mit durchschnittlich mehr Kühen

Der Umfang der MLP entwickelt sich in Schleswig-Holstein entsprechend der unterschiedlichen natürlichen Standorte weiterhin regional unterschiedlich. Eine überdurchschnittliche Verringerung der Zahl der Betriebe ist in den schwerpunktmäßigen Ackerbauregionen in den östlichen Landesteilen festzustellen (Tab. 1). Den relativ stärksten Anstieg bei der Zahl der geprüften Kühe weisen die Kreise Pinneberg mit 6,9 %, Rendsburg-Eckernförde mit 4,7 % und Plön mit 4,6 % auf. Im Kreis Pinneberg ist mit einem Anstieg um 6,5 Kühe auf 92,4 Kühe/Betrieb auch die höchste Steigerung bei der Herdengröße festzustellen. Die größten Herden werden in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde mit durchschnittlich 98,0 Kühen/Betrieb und Dithmarschen mit 96,8 Kühen gehalten. In diesen Gebieten wurde auch überdurchschnittlich aufgestockt. In den östlichen Landesteilen werden im Mittel die kleinsten Herden gehalten. Auch die Zunahme bei der Herdengröße liegt unter dem Durchschnitt.

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Leistungsverlauf im Prüfjahr

Die Entwicklung der Leistung im Verlauf des Prüfjahres 2011 zeigt die Tabelle 2. Der Leistungsaufschwung aus dem Prüfjahr 2010 reichte nur bis zum Oktober 2010. Danach sind in den einzelnen Monaten geringe bis stärkere negative Abweichungen bei der Milchleistung im Vergleich zum Prüfjahr 2010 festzustellen, die auf die Jahresleistung bezogen einen Rückgang um 69 kg Milch je Kuh verursachten. Bei allgemein rückläufigem Milchfettgehalt fällt der Anstieg in den Monaten Dezember und August auf. Der strenge Winter wie auch der kühle Sommer führten in diesen Monaten zu einem im Vergleich zu 2010 höheren Milchfettgehalt. Der Milchharnstoffgehalt ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Das spricht für einen wieder höheren Kraftfuttereinsatz gegenüber dem Vorjahr. Beim Zellgehalt der Milch ist eine auffällige Verringerung in der zweiten Hälfte des Prüfjahres eingetreten, die sicherlich in Verbindung mit dem sommerlichen Witterungsverlauf 2010 und 2011 zu sehen ist. Der zwar nasse, aber nicht besonders heiße Sommer 2011 setzte die Kühe nicht so unter Stress wie die Hitze des Jahres 2010.

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Durchschnittleistung ist gefallen

Bei einem Anstieg der Durchschnittskuhzahl um 3,0 % hat sich die Leistung im Prüfjahr 2011 gegenüber 2010 um 69 kg Milch, 0,01 % Fett und 0,03 % Eiweiß auf 8.243 kg Milch mit 4,22 % und 348 kg Fett sowie 3,40 % und 280 kg Eiweiß verringert (Tab. 3). Die Leistung des Prüfjahres 2009 wird um 55 kg Milch und 2 kg Fett+Eiweiß übertroffen. Unter den hauptsächlich in Schleswig-Holstein gehaltenen Rassen fällt der Leistungsrückgang bei der Rasse Angler mit 14 kg Fett+Eiweiß am stärksten aus. Auch die Entwicklung der schwarzbunten Kühe ist unterdurchschnittlich. Der Anstieg der Kuhzahl bei dieser Rasse um 3,8 % trägt jedoch wesentlich zur Ausweitung des Umfangs der MLP bei.

Der Leistungsstand in den einzelnen Kreisen und deren Entwicklung ist der Tabelle 3 auf Seite XX zu entnehmen. Die Leistungen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Den geringsten Leistungsrückgang mit 1 kg Fett+Eiweiß gab es im Kreis Segeberg. Im Kreis Ostholstein reduzierte sich die Durchschnittsleistung der Kühe mit  einem Minus von 21 kg Fett+Eiweiß am stärksten. Mit 656 kg Fett+Eiweiß steht dieser Kreis dennoch an der Spitze der Leistungsskala in Schleswig-Holstein. Die Kühe in Hamburg, die einen Leistungsrückgang um 2 kg Fett+Eiweiß aufwiesen, erzielten mit 673 kg Fett+Eiweiß jedoch eine deutlich höhere Leistung.

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G. Sieck, LKV