Zufriedene Mitglieder auf den Kreiskontrollvereinsversammlungen
Im Januar und Anfang Februar führte der LKV in den 14 Kreisvereinen seine Mitgliederversammlungen durch. Diese Kreiskontrollvereinsversammlungen waren schwächer besucht als in den Vorjahren, was aber angesichts der zurückgehenden Mitgliederzahlen nicht anders zu erwarten war. Im Kreiskontrollverein Plön wählten die Mitglieder Christian Storm aus Schillsdorf zu ihrem neuen Vorsitzenden. Der bisherige Vorsitzende Olaf Jöns bekleidete dieses Ehrenamt seit 2001. Da er inzwischen die Milchviehhaltung aufgegeben hat, stellte er sein Amt zur Verfügung. Der LKV-Vorsitzende Eckhard Marxen würdigte auf der Veranstaltung in Rathjensdorf das langjährige Engagement von Olaf Jöns und dankte ihm für seinen Einsatz für den LKV. Dem Nachfolger, der eine Herde mit etwa 100 schwarzbunten Kühen hält, wünschte er eine glückliche Hand in seinem neuen Ehrenamt.
Wie in den Vorjahren verlieh der LKV auf den Kreiskontrollvereinsversammlungen ein Gütesiegel an Mitgliedsbetriebe mit einer herausragenden Produktionstechnik. Bei seiner Auswahl berücksichtigt der LKV durch die ausgewählten Parameter neben wirtschaftlichen Merkmalen auch die von Verbrauchern und der Politik diskutierten Themen Nachhaltigkeit, Tierwohl und Umweltverträglichkeit bei der Produktion. Die Plaketten und Urkunden wurden den ausgezeichneten Mitgliedern durch die Kreisvereinsvorsitzenden überreicht.
Die im Anschluss an die Auszeichnungen gehaltenen Vorträge der LKV-Mitarbeiterin Dr. Monika Brandt bzw. von Referenten der Landwirtschaftskammer und des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel fanden ein reges Interesse. Mit den angebotenen Themen von dem „Problem Mastitis“ bis zu „Perspektiven der Milchviehhaltung nach der Quote“ traf der LKV die Wünsche der Mitglieder.
Was machen ausgezeichnete Betriebe besser?
Auf den Kreiskontrollvereinsversammlungen hat der LKV bereits zum siebten Mal Mitglieder für besondere Leistungen hinsichtlich der Produktionstechnik ausgezeichnet. 85 Mitglieder, das sind 2,3 % des Gesamtbestandes, wurden dafür anteilmäßig und unter Berücksichtigung der in den Kreisen gehaltenen Rassen ausgewählt. Neben der Nutzungsdauer und der Lebensleistung der Kühe wurden dabei die Eutergesundheit, das Erstkalbealter, die Zwischenkalbezeit, der Milchharnstoffgehalt, die Remontierungsrate und die Vollständigkeit der Abstammungsangaben der Kühe berücksichtigt. Mit diesen Auszeichnungen dokumentiert der LKV das besondere Bemühen der Mitglieder um die Milchqualität und Tiergesundheit.
Seit 2005 sind insgesamt 326 Mitglieder mit Plaketten und Urkunden ausgezeichnet worden, viele davon bereits mehrfach. Das Mitglied Jens Hartmann aus Bredenbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, gehörte in allen Jahren zu den Ausgezeichneten. 14 weitere Mitglieder waren in sechs Jahren dabei. Wir haben dieses herausragende Ergebnis zum Anlass genommen, den Betrieb Hartmann aufzusuchen und in Erfahrung zu bringen, wie er es schafft, in jedem Jahr zu den ausgezeichneten Betrieben zu zählen.
Die wesentlichen Betriebsergebnisse sprechen dabei bereits für sich. Im Abschluss des Prüfjahres 2011 erreichte die aus 80 schwarzbunten Herdbuchkühen bestehende Herde 11.241 kg Milch bei 3,96 % Fett, 3,33 % Eiweiß und 820 Fett + Eiweiß-kg. Dies mag zunächst nicht außergewöhnlich erscheinen. Die Besonderheiten liegen hier im Detail. Herr Hartmann, der den Milchvieh- und Ackerbaubetrieb mit seiner Frau Marion bewirtschaftet und bereits aktiv von den Söhnen Finn und Jan sowie der Tochter Svea unterstützt wird, übernahm den Betrieb vor rund 15 Jahren mit 40 Kühen von seinem Vater. Seitdem wurde in kleinen Schritten aufgestockt und durch bauliche Maßnahmen erweitert, um die heutige Größe zu erreichen. In den einzelnen Bauphasen wurden eigene Erfahrungen aus der bisherigen Bewirtschaftung berücksichtigt und umgesetzt. Während im ersten Stall noch Hochboxen favorisiert waren, sind spätere Anbauten, aber auch die vorhandenen Liegeboxen später als Tiefboxen mit Stroheinstreu umgebaut worden. Trotz der kontinuierlichen Aufstockung sind aber die wirtschaftlich wichtigen Parameter wie Leistung, Eutergesundheit und Fruchtbarkeit nicht auf der Strecke geblieben, sondern laufend verbessert worden. Die Zellzahl der Herde liegt im Jahresdurchschnitt seit mehreren Jahren bei einem hervorragenden Wert von rund 100.000 Zellen/ml. Das Erstkalbealter konnte über mehrere Jahre konstant bei 25 Monaten gehalten werden, in den letzten drei Jahren wurde es sogar weiter auf 24,7 Monate gesenkt. Es liegt damit rund 4,5 Monate unter dem Landesdurchschnitt.
Betrachtet man diese Zahlen, so stellt sich die Frage, was dieser Betrieb anders macht als andere, um diese Ergebnisse zu erzielen. Die Antwort ist leicht, aber zugleich auch schwierig. Herr Hartmann sieht alles, was er mit den Kühen und bei der Aufzucht des Jungviehs unternimmt, als völlig normal an. Die Kälber werden anfangs mit Vollmilch getränkt. Später erhalten sie ein ebenso gutes Grundfutter wie die Kühe, dazu bereits im ersten Jahr Weidegang. Bei der Auswahl der Besamungsbullen legt der Betriebsleiter vor allem Wert auf die Vererbung sehr guter Fundamente und Eutereigenschaften, erst danach setzt er auf Leistung. Die Leistung seiner Herde sollte möglichst ausgeglichen sein, einzelne Kühe mit extrem hohen Leistungen sind nicht das Ziel.
Gemolken wird mit zwei Personen in einem Doppel-Sechser-Fischgrätenmelkstand, der bereits im Jahre 1983 ohne besondere Einrichtungen wie automatische Melkzeugabnahme, Nachmelkautomatik oder elektronischer Milchmengenmessung mit dem Bau des ersten Laufstalls errichtet wurde. Die Euter werden vor dem Melken konsequent mit Eutertüchern gereinigt und durch fachgerechtes Vormelken ausreichend stimuliert. Nach dem Melken wird grundsätzlich mit handelsüblichen Mitteln gedippt, um den Keimgehalt auf der Zitzenhaut zu reduzieren. Eine Zwischendesinfektion der Melkgeschirre erfolgt nicht. Sie werden jedoch nach jedem Melkdurchgang mittels Euterbrause mit klarem Wasser gespült. Bei dem niedrigen Zellzahlniveau erzielt Familie Hartmann damit beinahe gleich gute Ergebnisse wie mit einer Zwischendesinfektion möglich wäre.
Die so erzielte gute Milchqualität ermöglicht es, weitgehend alle Kühe in der Melkroutine zügig zu melken. Spezielle Geschirre und Melkeimer für behandelte oder kranke Kühe kommen so kaum zum Einsatz, auch das Separieren einzelner Kühe, um sie am Ende zu melken ist auf ein Minimum reduziert und stört den Arbeitsablauf nur wenig.
Das Grundfutter besteht zu einem Drittel aus Grassilage und zu zwei Dritteln aus Maissilage. Mit dem Futtermischwagen werden noch Trockenschnitzel, geschroteter Mais, Mineralstoffe und Stroh in die Ration eingemischt. Das Kraftfutter wird über Fütterungsstationen zugeteilt. Bei der Fütterung legt Herr Hartmann besonderen Wert auf eine möglichst gleichbleibende Qualität. Bereits bei der Futterbergung wird darauf geachtet, eine sehr gute Silagequalität zu erzielen. Die Reinigung der Krippen vor der jeweils nächsten Futtervorlage ist in der Tagesroutine ebenso selbstverständlich wie eine gründliche Boxenpflege.
Auf die Frage, was ihn dazu bewegt, alle Arbeitsschritte so gut im Griff zu haben, dass die herausragenden Ergebnisse erzielt werden, war er sich in der Antwort mit seiner Frau einig: „Wenn man Kühe hat, die behandelt worden sind, dann muss man selbst ständig aufpassen, beim Melken keine Fehler zu machen. Durch das Melken in separate Behälter hat man dann noch zusätzliche Arbeit und unterbricht den routinemäßigen Arbeitsablauf. Nur mit gesunden Kühen macht das Melken Spaß. Außerdem möchten wir ein einwandfreies Lebensmittel produzieren.“
Wir hoffen, dass die Familie Hartmann noch lange Freude an ihren Kühen und Spaß am Melken hat. Mit der positiven Einstellung zum Umgang mit ihren Kühen und zum Lebensmittel Milch sind sie ein Vorbild in dem von der Milchwirtschaft geprägten Land Schleswig-Holstein.
Manfred Röstel