Zwischenbilanz der MLP im Prüfjahr 2012
Nachdem das Prüfjahr 2012 nun schon zur Hälfte durchlaufen ist, kann man festzustellen, dass sich die Trends aus dem Prüfjahr 2011 hinsichtlich des Umfangs der Milchleistungsprüfung (MLP) und der Leistungsentwicklung fortsetzen. In den einzelnen Monaten wurden bisher jeweils 10.000 bis 12.000 Kühe mehr geprüft als in den entsprechenden Vorjahresmonaten. Der gleitende Herdendurchschnitt hat sich bei im Durchschnitt fast unveränderten Milchinhaltsstoffen im Vergleich zum Ergebnis des Prüfjahrs 2011 um 45 kg verringert.
Die Entwicklung des Umfangs der MLP seit 2006 wird in Tabelle 1 gezeigt. Nach einem erheblichen Anstieg der Kuhzahl von 2006 bis 2008 und einer folgenden Stagnation wegen der niedrigen Milchpreise ist ab 2011 wieder ein deutlicher Anstieg der Kuhzahl festzustellen. In der Tabelle 1 fällt besonders der durchgängige Anstieg der Herdengröße um ca. fünf Kühe pro Jahr auf. Dass es dennoch von 2008 bis 2010 nicht zu einem Anstieg der Kuhzahl kam, ist darauf zurückzuführen, dass in der Zeit vermehrt Milcherzeuger die Milchproduktion eingestellt haben. Die verbliebenen Milcherzeuger konnten mit ihrer Aufstockung diesen Rückgang nur auffangen, aber die Kuhzahl im Landeskontrollverband Schleswig-Holstein e. V. nicht steigern. Ab 2010 ist dann wieder ein Anstieg um über 21.000 Kühe bei einer deutlich verringerten Abgangsrate der Betriebe festzustellen. Im Gegensatz zur Entwicklung in früheren Jahren mit einem Rückgang der Kuhzahl vom Jahresbeginn bis zur Jahresmitte um etwa zwei Kühe ist sie in den Jahren 2011 und 2012 im Verlauf des Winters konstant geblieben.
Obwohl die durchschnittliche Herdengröße sich seit 2009 um 14,2 Kühe je Betrieb erhöht hat, ist nicht in allen Betrieben ein Wachstum festzustellen. 22,9 % der Mitglieder haben ihren Kuhbestand reduziert (Tabelle 2). In fast der Hälfte der Betriebe hat es eine Aufstockung um mindestens 10 % gegeben. Besonders ausgeprägt ist das stärkere Wachstum in den größeren Herden. Die Zahl der Betriebe mit mindestens 200 Kühen hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt.
In den einzelnen Monaten des laufenden Prüfjahres gaben die Kühe zwischen 0,1 und 0,8 kg Milch pro Tag weniger als in den entsprechenden Vorjahresmonaten (Tab. 3). Die Milchinhaltsstoffe Fett und Eiweiß blieben bei geringen positiven wie auch negativen Abweichungen im Durchschnitt weitgehend konstant. Der Milchharnstoffgehalt hat nach dem Rückgang in den Jahren 2009 und 2010 wieder das Niveau wie in der Zeit davor erreicht. In der Zeit der niedrigen Milchpreise wurde offensichtlich auch das Kraftfutter restriktiver eingesetzt. Beim Milchzellgehalt sind mit Ausnahme des Monats Oktober 2011 seit einem Jahr wieder niedrigere Werte als in den entsprechenden Vorjahresmonaten festzustellen.
Die rückläufige Entwicklung bei der täglichen Milchmenge führt zu einem Rückgang im gleitenden Herdendurchschnitt. Im Vergleich zum Ergebnis des Prüfjahres 2011 hat sich die Durchschnittsleistung der Herden um 45 kg Milch, 2 kg Fett und 1 kg Eiweiß verringert (Tab. 4). Von dem Leistungsrückgang sind alle Rassen betroffen, am stärksten jedoch die rotbunten und die gemischten Herden. Bei den rotbunten Herden ist mit einer Verringerung um 3,3 % auch die stärkste Abnahme zu verzeichnen. Die gemischten Herden weisen einen Zuwachs um 1,6 % auf. Durch die Hereinnahme von Kühen anderer Rassen entwickelten sich rotbunte zu gemischtrassigen Herden.
Der Einfluss der Herdengröße auf die Abgangsursachen der Kühe und die Kälberverluste
In Ergebnissen aus der Milchleistungsprüfung (MLP) und aus der Milchproduktion ist immer wieder zu erkennen, dass es zwischen den einzelnen Betrieben Unterschiede hinsichtlich ihrer Produktionstechnik und des Betriebserfolgs gibt. Unterschiede z. B. beim Erstkalbealter, der Herdenleistung und des Milchzellgehaltes stellt der Landeskontrollverband Schleswig-Holstein e. V. (LKV) regelmäßig in seinen Jahresberichten dar. Kriterien mit einem wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit sind auch die Abgangsquote der Kühe und die Kälberverluste. Zwischen den Betrieben sind dabei große Unterschiede festzustellen. Anhand der Daten aus der MLP hat der LKV untersucht, ob die Herdengröße einen systematischen Einfluss auf diese Produktionskriterien hat. Dieser Aspekt ist insbesondere vor dem Hintergrund der Bestandesgrößenentwicklung in den letzten Jahren interessant und verdient aus verschiedenen Gründen vermehrte Beachtung.
In der Tabelle 1 werden die Abgangsursachen nach der Herdengröße differenziert. Die am häufigsten von den Betriebsleitern angegebene Abgangsursache ist die Unfruchtbarkeit, deren Anteil mit steigender Herdengröße von 31,6 % bis 24,5 % abnimmt. Als zweithäufigste Abgangsursache wurden sonstige Ursachen gemeldet. Der Anteil dieses Abgangsgrundes nimmt mit steigender Herdengröße zu. Die breite Palette an Abgangsgründen würde eine differenziertere Angabe ermöglichen, sie wäre außerdem aus Sicht des Herdenmanagements eine sehr wichtige Angabe, die in Jahresauswertungen eine effektive Aussage über Problembereiche in der Herde ermöglicht. Auch für die Zuchtwertschätzung ist eine korrekte Angabe der Abgangsgründe von enormer Bedeutung, da nur bei Vorliegen einer differenzierten Erhebung Besamungsbullen mit hoher Sicherheit in sekundären Gesundheitsmerkmalen angeboten werden können. Dass trotzdem der Abgangsgrund sonstige Ursachen zunehmend häufiger genannt wird, lässt darauf schließen, dass die Betriebsleiter entweder die Bedeutung der korrekten Angabe für ihren eigenen Betrieb nicht erkennen oder insbesondere in den wachsenden Beständen mit der korrekten Erfassung überlastet sind.
Bei den unter dem Gesichtspunkt Tiergesundheit bedeutsamen Abgangsgründen Eutererkrankungen, Erkrankungen der Gliedmaßen und sonstige Erkrankungen ist mit steigender Herdengröße kein durchgängiger Trend zu höheren Anteilen festzustellen. Der Anteil der Kühe, die wegen ihres hohen Alters selektiert wurden, verringerte sich mit zunehmender Herdengröße von 2,2 % in Herden bis 40 Kühe auf 0,7 % in Herden mit über 200 Kühen. Insgesamt wurde nur für 990 Kühe, das sind 1,2 % aller Abgänge, das hohe Alter als Abgangsursache genannt.
Für die einzelnen Betriebe wurde der Anteil der abgegangenen Kühe, bezogen auf die Jahresdurchschnittskuhzahl, errechnet. Eine Verteilung der Betriebe nach der Höhe der Abgangsquote ist in Tabelle 2 dargestellt. Bei einer mittleren Abgangsquote von 32,2 % liegt der Schwerpunkt der Betriebe in dem Bereich von 25 bis 35 % Abgangskühen. In 10 % der Betriebe beträgt die Abgangsquote über 45 %. In diesen Herden weisen die Kühe auch das niedrigste Abgangsalter auf und scheiden mit dem geringsten Abstand zur letzten Kalbung aus. In den 3,1 % der Betriebe mit einer Abgangsquote bis 15 % werden die Kühe durchschnittlich am ältesten. Diese Betriebe haben die geringste Herdengröße und die niedrigste Herdenleistung. Die Abgangskühe werden im Mittel nach ihrer letzten Kalbung noch fast ein Jahr lang gemolken. Zur Zucht verkaufte Färsen, die häufig nach der Kalbung nur angemolken und dann verkauft werden, sind in dieser Berechnung allerdings nicht enthalten.
Durch die Herdengröße wird die Abgangsquote nicht negativ beeinflusst (Tabelle 3). Es ist eher festzustellen, dass sich die Abgangsquote mit steigender Herdengröße leicht verringert. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass es sich bei den größeren Herden um wachsende Betriebe handelt, die für die Aufstockung einen hohen Bedarf an Kühen haben und diesen auch durch Zukäufe decken. Die Herden mit bis zu 40 Kühen weisen die geringste Leistung, ein geringfügig höheres Abgangsalter und Beim Abgang den größten Abstand zur letzten Kalbung auf, d. h. die Kühe werden in ihrer letzten Laktation in kleineren Herden noch am längsten gemolken.
Jedes 16. Kalb in MLP-Betrieben wird tot geboren oder verendet kurz nach der Kalbung. Bezüglich der Höhe der Kälberverluste sind zwischen den Betrieben erhebliche Unterschiede festzustellen. Etwa die Hälfte der Betriebe weist Kälberverluste zwischen 2,6 % und 7,5 % auf (Tabelle 4). In 17,7 % der Betriebe liegt die Verlustquote sogar noch unter 2,5 %. Dagegen liegt die Kälberverlustquote in jedem 40. Betrieb jedoch bei einem erschreckenden Wert von über 15 %. Die Betriebe mit den niedrigsten Kälberverlusten weisen dennoch mit 2,7 % den höchsten Anteil an Schwergeburten auf. Dieser scheinbare Widerspruch ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass Betriebe mit niedrigen Kälberverlusten den Geburtsvorgang besonders sorgfältig begleiten, ihre Unterstützung durch mechanische Geburtshilfe dabei jedoch gemäß der Definition für den Geburtsverlauf als Schwergeburt gewertet wird.
Sowohl die Gruppe der Betriebe mit den niedrigsten als auch die mit den höchsten Kälberverlusten weisen unterdurchschnittliche Herdengrößen auf. Bei der Rangierung der Betriebe nach der Herdengröße ist eine leicht unterdurchschnittliche Verlustquote von 5,2 % in Herden mit bis zu 40 Kühen zu erkennen. In größeren Herden liegt sie je nach Herdengröße zwischen 6,2 % und 6,7 %, wobei kein eindeutiger Trend festzustellen ist (Tabelle 5).
Hinsichtlich des Leistungsniveaus ist sowohl in Tabelle 3 als auch in Tabelle 5 eindeutig festzustellen, dass mit zunehmender Herdengröße auch die Herdenleistung steigt. Die Untersuchung zeigt, dass das Herdenmanagement den entscheidenden Einfluss auf die Abgangsquote und die Kälberverlustrate ausübt. Gute und schlechte Betriebsergebnisse sind in allen Herdengrößen zu finden. Im Durchschnitt sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Herdengrößenklassen nur gering.
Gerhard Sieck, LKV