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BVD-Bekämpfung mit Hilfe der Gewebe-Ohrmarke

Die Bekämpfung des BVD-Virus und der dadurch ausgelösten Erkrankungen ist nicht nur gesetzlich verpflichtend durchzuführen, sondern sollte für jeden Rinderhalter ein wichtiges unternehmerisches Ziel sein. Durch die Eliminierung des Virus kann der Gesundheitsstatus der Herde deutlich verbessert werden, da das körpereigene Immunsystem Sekundärerkrankungen oft selbst bekämpfen kann. Der aktuelle Stand der BVD-Bekämpfung seit Einführung der einfach anzuwendenden Ohrmarke mit integriertem Gewebeentnahmesystem wird nachfolgend dargestellt.

Verwendung der Gewebeohrmarken:

Anhand der Ohrmarkennummer von Geburtsmeldungen kann festgestellt werden, ob für die Kennzeichnung des Kalbes eine Gewebeohrmarke verwendet wurde. Im Jahr 2011 wurden nach dieser Auswertung bei 76,3 % der über 408.000 für Schleswig-Holstein registrierten Geburten eine Gewebeohrmarke verwendet. Der relativ niedrige Wert ist darauf zurückzuführen, dass viele Betriebe die noch vorhandenen Ohrmarken ohne Gewebeentnahmesystem nutzten und erst im Jahresverlauf auf Gewebeohrmarken umstellten. Ebenso wie bei der Ausgabe der Gewebeohrmarken wird erwartet, dass der Anteil der mit Gewebeohrmarken gekennzeichneten Kälber noch weiter ansteigt. In keinen Fall darf jedoch vergessen werden, dass für alle ab den 1. Januar 2011 geborenen Kälber eine Untersuchungspflicht auf BVD besteht und die nicht während der Kennzeichnung beprobten Kälber innerhalb der ersten 6 Lebensmonate mittels Blut untersucht werden müssen.

Geburten und BVD-Untersuchungen:

Über den Vergleich der Geburten mit den BVD-Untersuchungsergebnissen aus Gewebeproben oder Blut ist der Grad der Untersuchung bei den Geburten feststellbar. Die nachfolgende Tabelle gibt den Vergleich für die Geburten aus dem Jahr 2011 wieder. Wie hieraus zu entnehmen ist, liegt längst nicht zu jeder Geburt ein Untersuchungsergebnis vor. Für lediglich 86 % der Geburten liegt ein Ergebnis vor, welches zum überwiegenden Anteil aus der Untersuchung von Gewebeproben stammt. Alle nicht untersuchten Tiere genügen nicht den rechtlichen Anforderungen und behindern zudem den Fortschritt bei der Bekämpfung des BVD-Virus. Eine Ausnahme bilden hier nur die Tiere aus Betrieben mit einer behördlichen Ausnahmeregelung.


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Beim Vergleich wurde ebenfalls festgestellt, dass für einige Untersuchungen aus Gewebeohrmarken keine Geburten vorliegen (für das Jahr 2011 insgesamt 1.293 Ergebnisse). Bei der näheren Betrachtung dieser Fälle wurden neben den Ergebnissen aus der BVD-Untersuchung auch eine Meldung der Tierkörperbeseitigung in HIT ermittelt, aus der gefolgert werden kann, dass die Kälber verendet sind und daher keine Geburt gemeldet wurde. Die BVD-Ergebnisse haben in diesen Fällen für die Betriebe keinerlei Nutzen. Hier wäre es ratsam eine Geburt mit einer anschließenden Verendung zu melden, da mit dieser Maßnahme die Mütter der verendeten Kälber in HIT einen abgeleiteten BVD-Status erhalten.

 

Bundesweite Auswertung:

Das nationale Referenzlabor für BVD am Friedrich-Löffler-Institut (FLI) hat anhand der vorliegenden Untersuchungsergebnisse eine Auswertung zur Situation im Bundesgebiet für das Jahr 2011 vorgenommen. Einen Auszug aus der Veröffentlichung ist in der nachfolgenden Tabelle 2 für Schleswig-Holstein und Hamburg dargestellt.

 

Bundesweit wurden nach den Vorgaben der BVDV-Verordnung Kälber aus 0,36% der Geburten als PI-Tiere (dauerhaft infizierte Tiere) festgestellt. Je nach Bundesland wurden zwischen 0 bis 0,58 % der Geburten als PI-Tiere eingestuft. Die PI-Tiere wurden in durchschnittlich 4,11 % der Rinderbestände festgestellt. Schleswig-Holstein liegt beim Anteil der PI-Tiere an den Geburten unter dem Durchschnitt, jedoch beim Anteil der Bestände darüber. Dies deutet darauf hin, dass in vielen betroffenen Betrieben nur wenige Tiere infiziert waren. Da kein Vergleich zwischen Geburten und den beprobten Rindern angegeben ist, lässt sich nicht abschätzen, wie die Ergebnisse bei einer Untersuchung aller neu geborenen Kälber ausgefallen wäre.

 

Auswertung der LKD:

Die Untersuchung von Gewebe auf BVD ist die am häufigsten angewandte Methode. Hierzu hat die LKD alle vorhandenen Untersuchungsergebnisse von 1. Januar 2010 bis 31. Januar 2012 ausgewertet. Einbezogen wurden hier auch die Ergebnisse aus den Ohrmarkentests, so dass eine breite Datengrundlage zur Auswertung vorhanden ist. Folgende Ergebnisse wurden hierbei ermittelt:

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Wie aus der Aufstellung zu entnehmen ist, liegt der Anteil an positiven Endergebnissen über dem vom FLI ermittelt Wert für Schleswig-Holstein. Dies ist deshalb der Fall, da hier die nur untersuchten Tiere berücksichtigt wurden. Trotz aller Sorgfalt beim Einzug der Gewebeohrmarken treten immer wieder Proben mit zu wenig oder ohne Material auf, die nicht untersucht werden können. Insgesamt sind 1,2 % der Erstproben betroffen, von denen wiederum 60 % eine nachfolgende Probenahme mit Untersuchung hatten. Ebenso traten auf Grund von verschiedenen Einflüssen 0,1 % „indifferente“ Untersuchungsergebnisse auf. Für ein endgültiges Ergebnis ist hier auch eine Nachprobe zu untersuchen.

Über den Betrachtungszeitraum wurde bei 1.329 Rindern (0,40 %) ein positives Erstergebnis ermittelt. Bei 322 Rindern mit positiven Erstergebnissen wurde eine Nachprobe veranlasst. In knapp 82 % der Fälle wurde das Ergebnis aus der ersten Untersuchung durch die Nachuntersuchung bestätigt. Für die verbliebenen 18 % wurde in der weiteren Untersuchung ein negatives Ergebnis festgestellt.

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Fazit:

Die flächendeckende Untersuchung der Kälber auf das BVD-Virus sichert den Bekämpfungserfolg. Die vorliegenden Daten zeigen aber auch, dass alle Betriebe sich an dem Verfahren beteiligen müssen, denn nur so werden die letzten Lücken geschlossen. Unter der Annahme, dass in anderen Bundesländern die Untersuchungsdichte genauso hoch ist wie in Schleswig-Holstein, stellt der erste Bundesvergleich ein brauchbares Ergebnis für Schleswig-Holstein dar. Eine Nachuntersuchung bei einer positiven Erstuntersuchung scheint sicherlich nach den vorliegenden Daten erwägenswert zu sein, birgt jedoch die Gefahr, dass das Kalb als potentielles PI-Tier bis zum Vorliegen des Endergebnisses als Infektionsquelle im Bestand verbleibt. Positive Ergebnisse aus der Erstbeprobung sind stets ein deutlicher Hinweis, dass der Betrieb jetzt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einem massiven Infektionsdruck unterliegt. Deshalb ist den betroffenen Betrieben dringend anzuraten, solche Kälber möglichst umgehend aus dem Bestand zu entfernen. Insbesondere bei männlichen Kälbern können nutzbare Ventile das Verbringen zur Mast in andere Mitgliedstaaten (z.B. NL) oder in reine Stallmastbetriebe sein.

Willi Geier, LKD

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