Neuer Eutergesundheitsbericht beim LKV
Die Zellzahl stellt ein wichtiges Instrument zur Einschätzung der Eutergesundheit dar. Die Analyse der Zellzahlen aus dem MLP-Rückbericht bietet eine gute Möglichkeit die Eutergesundheit der Herde zu überwachen. Um den Mitgliedern den Überblick über die Situation in der Herde zu erleichtern und ihnen weitere Kennzahlen zur Eutergesundheit in der Herde mitzuteilen, wird der MLP-Rückbericht zum neuen Prüfjahr um eine spezielle Auswertung und Kennzahlen erweitert, die in einem Eutergesundheitsbericht zusammengefasst sind. Die neuen Auswertungen werden im Folgenden erläutert.
1. Entwicklung der Herdenzellzahl im Verlauf des letzten Jahres (Übersicht 1)
Der Verlauf der Herdenzellzahl über einen längeren Zeitraum ermöglicht die Einschätzung, inwiefern sich die Eutergesundheit der Herde verbessert oder verschlechtert hat. Die Übersicht 1 zeigt den Verlauf der durchschnittlichen Herdenzellzahl des letzten Jahres, unterteilt in Färsen und Kühe. Als Orientierungshilfe sind die verschiedenen Zellzahlstufen entsprechend einem Ampelsystem eingefärbt. Seit vielen Jahren gilt und Eutergesundheitsfachleuten ein Herdenzellgehalt von weniger als 100.000 Zellen/ml als physiologisch, die Herde kann als eutergesund eingestuft werden (grün eingefärbt). Ab einem Zellgehalt von mehr als 200.000 Zellen/ml muss davon ausgegangen werden, dass bereits ein großer Anteil der Kühe von einer subklinischen Mastitis betroffen ist. Dieser Bereich wird in der Übersicht rot dargestellt. Der Bereich zwischen 100.000 und 200.000 Zellen/ml kann als Grenzbereich angesehen werden und ist deshalb gelb hinterlegt.
2. Kennzahlen zur Beschreibung der Mastitissituation des Betriebes (Übersicht 2)
Die Herdenzellzahl erlaubt nur eine grobe Einschätzung des Eutergesundheitsstatus der Herde. Die Einzeltierzellzahlen aus der MLP ermöglichen eine genauere Beurteilung, die Analyse ist jedoch in größeren Herden aufwendig. Durch die aufgeführten neuen Kennzahlen (Übersicht 2) bekommt der Landwirt auf einen Blick wesentliche Entwicklungen aufgeführt. Zur Einschätzung der Werte ist neben dem Wert des Betriebes der in der Fachliteratur empfohlene Idealwert angegeben.
I. Einteilung der Herde in Zellzahlklassen
Die Aufstellung gibt einen Überblick über den Anteil an eutergesunden und an Mastitis erkrankten Kühen. Tiere mit einem Zellgehalt von weniger als 100.000 Zellen/ml werden als gesund eingestuft. Übersteigt die Zellzahl diese Grenze kann man bereits davon ausgehen, dass ein oder mehre Viertel subklinisch an einer Mastitis erkrankt sind. Der Anteil an Tieren mit einem Zellgehalt von mehr als 100.000 Zellen/ml an der Herde sollte weniger als 25 % betragen. Ab 200.000 Zellen/ml muss mit deutlichen Einbußen in der Milchleistung gerechnet werden. Tiere mit einem Zellgehalt von mehr als 400.000 Zellen/ml sind definitiv krank und führen zu einem Anstieg der Zellzahl in der Herdensammelmilch. Ein zu hoher Anteil an Tieren mit so hohen Zellgehalten kann zu einer Gefährdung der Lieferfähigkeit führen.
II. Chronische Erkrankungen
Tiere, die über einen längeren Zeitraum (in den letzten 3 Prüfterminen) einen stark erhöhten Zellgehalt aufweisen, müssen als unheilbar krank eingestuft werden. Ihr Anteil an der Herde sollte weniger als 2 % ausmachen.
III. Färsenmastitis
Diese Kennzahl weist auf Färsen hin, die bereits mit einem zu hohen Zellgehalt (> 100.000 Zellen/ml) in die Laktation einsteigen. Der Anteil sollte unter 5 % liegen, da Färsen grundsätzlich unbelastet mit einer niedrigen Zellzahl in die Laktation starten können und auch sollten.
IV. Trockenperiode
Neuinfektions- und Ausheilungsrate in der Trockenperiode geben einen Hinweis auf das Trockenstellmanagement. Wichtig ist dafür die Entwicklung der Zellzahl von der letzten MLP vor dem Trockenstellen zur ersten MLP nach der Kalbung. Wiesen die Tiere vor dem Trockenstellen einen erhöhten Zellgehalt auf, sollte dieser nach der Kalbung wieder unter 100.000 Zellen/ml liegen. So fand eine Ausheilung der Infektion in der Trockenstehphase statt. Neuinfektionen sollten in dieser Zeit nicht stattfinden. Liegen sie dennoch vor, weist das auf Verbesserungsbedarf im Trockenstellmanagement hin.
3. Einteilung der Herde nach Infektionsstadium (Übersicht 3)
Die wichtigste Maßnahme zur Verbesserung der Eutergesundheit ist die Vermeidung von Neuinfektionen. Die Entwicklung der Zellzahl von einer MLP zur nächsten lässt erkennen welche Tiere sich in der Eutergesundheit verbessert, verschlechtert oder gleichbleibend entwickelt haben (Übersicht 3). Die Zellzahl der aktuellen MLP (y-Achse) wird über der Zellzahl der vorangegangenen MLP (x-Achse) je Tier aufgetragen. Der Grenzwert für eine Infektion wird bei 200.000 Zellen/ml gesetzt, erkennbar durch die roten Linien. Dadurch ergibt sich eine Einteilung der Grafik in vier Felder:
Gesunde Kühe (Feld unten links): Kühe, die in beiden MLPs einen Zellgehalt von unter 200.000 Zellen/ml aufwiesen.
Geheilte Kühe (Feld unten rechts): Kühe, deren ZZ in der vorherigen MLP über 200.000 Zellen/ml und in der aktuellen MLP darunter lag.
Chronisch erkrankte Kühe (Feld oben rechts): Kühe, die in beiden MLPs eine ZZ von über 200.000 Zellen/ml aufwiesen.
Neu infizierte Kühe (Feld oben links): Kühe, deren ZZ sich verschlechtert hat. Die ZZ der vorherigen MLP lag unter 200.000 Zellen/ml, die der aktuellen darüber. Die Vermeidung von Neuinfektionen ist die beste Maßnahme um Mastitiden entgegenzuwirken. Optimalerweise sollte der Anteil an Neuinfektionen unter 5 % der Herde liegen.
Der Punkteschwarm sollte bei den gesunden Kühen im Feld unten links liegen. Dann ist die Eutergesundheit in Ordnung. In der oberen Hälfte der Grafik liegen chronisch erkrankte und neu infizierte Kühe. Hier sollten möglichst wenige Punkte vorhanden sein (jeweils unter 5 % der Kühe). Die farbliche Unterscheidung von Färsen und Kühen in der Grafik ermöglicht zudem eine Einschätzung, ob die Problematik eher bei den Färsen oder eher bei den älteren Tieren liegt.
Der Grenzwert für eine Neuinfektion wird hier bei 200.000 Zellen/ml festgelegt. Das Verschieben der Grenzlinien ermöglicht die Betrachtung der Situation bei einem anderen Grenzwert.
Die Erweiterung des MLP-Rückberichts liefert eine gute und schnelle Übersicht zur Eutergesundheit des Bestandes. Besonders der Vergleich mit den Soll-Werten einer eutergesunden Herde erleichtert die Einschätzung der Mastitissituation auf dem eigenen Betrieb. Eine Untersuchung zur Eutergesundheit in Niedersachsen zeigt, dass gute Betriebe durchaus diese Sollwerte erreichen. Dieses gelingt zur Hauptsache durch hohe Standards im Bereich der Haltung, der Fütterung, des Melkens und des Tiergesundheitsmanagements. Das Ausmaß eines Mastitisproblems in einem Bestand ist charakterisiert durch den Grad und die Häufigkeit der Erkrankung sowie durch das vorherrschende Erregerspektrum. Eine Statuserhebung der Eutergesundheit mit den hier aufgeführten Kennzahlen dient neben der Einschätzung der Eutergesundheit dem Ansatz für weiterführende Untersuchungen und Problemlösungen.
Ist die Eutergesundheit eines Bestandes als gut einzustufen, gilt es durch konsequente Einhaltung von Hygienemaßnahmen diesen Status zu erhalten. Lassen die Kennzahlen Probleme in der Eutergesundheit erkennen, gilt es gemeinsam mit dem Tierarzt und evtl. dem Berater Problembereiche aufzudecken. Dabei können zunächst geeignete Tiere für eine weitergehende Untersuchung auf Mastitiserreger ausgewählt werden und die Bereiche Haltung, Fütterung und Melken analysiert werden. Anhand dieser Ergebnisse können dann Behandlungs- und Sanierungskonzepte erarbeitet werden. Für den Erfolg solcher Konzepte ist neben der konsequenten und kontinuierlichen Umsetzung der Maßnahmen auch eine gute Absprache mit allen Beteiligten (Betriebsleiter, Mitarbeiter, Tierarzt, Berater) unerlässlich.
Der Eutergesundheitsbericht ermöglicht regelmäßig eine schnelle Einschätzung der Eutergesundheit der Herde, bietet eine Hilfestellung bei der Aufdeckung von Problembereichen und stellt somit eine wertvolle Unterstützung des Herdenmanagements dar.
Dr. Monika Brandt, LKV