Ursachen für Messfehler in der MLP
Seitdem es Milchleistungsprüfung gibt, wird angestrebt, die Milchmenge jeder einzelnen Kuh so genau wie möglich festzustellen. Zu diesem Zweck werden seit Jahrzehnten Messgeräte verwendet, die zwischen das Melkgeschirr und die Milchleitung gesetzt werden und die Milchmengenfeststellung ermöglichen. Das bei uns gebräuchlichste Messgerät ist das Trutest-Gerät. Es ist robust und einfach in der Handhabung. Bei korrekter Verwendung liefert es zuverlässige Ergebnisse. Trotzdem gibt es einige Fehlerquellen, die zu falschen Ergebnissen führen können.
Die Funktionsweise des Trutest-Gerätes ist einfach:
Vom Melkgeschirr kommend, wird die Milch durch ein Steigrohr nach oben geleitet. Über dem am oberen Ende trichterartig erweiterten Steigrohr befindet sich ein Pralldeckel,
der die Milch gleichmäßig über den Rand des Trichters leitet. Der größte Teil der Milch wird in Richtung Milchleitung abgeführt. Ein definierter Teil der Milch läuft jedoch in einen am Trichterrand befindlichen Überlauf. Diese Milch gelangt in den Messzylinder, dessen Füllstand die ermolkene Milchmenge anzeigt (Abbildung 1).
Trotz der einfachen Funktionsweise kann es zu Fehlmessungen kommen, die jedoch einfach verhindert werden können. Das häufigste Problem ist, dass die Geräte im Melkstand nicht senkrecht hängen. Versuchsreihen des LKV haben gezeigt, dass schief hängende Geräte immer zu fehlerhaftenMessergebnissen führen. In allen Fällen gelangte zu wenig Milch in den Messzylinder. Die Größenordn
ung der Abweichungen lagen in den Versuchen zwischen 1,7 und 13 %. Am größten waren die Fehlmessungen bei „Schräglagen“ wie in Abbildung 2, wenn das Gerät nach rechts oder links zur Seite gezogen wird.
Die Aufhängung der meisten Trutest-Geräte ermöglicht es, den Hängebügel in der Länge zu verändern und so eine Optimierung der Hängeposition zu erreichen. In manchen Melkständen ist es durch die Bauart des Gestänges oder durch die Position der Kotbleche schwierig, die Geräte senkrecht hängend anzubauen. Mitunter kann durch einfachste Baumaßnahmen Abhilfe geschaffen werden, z.B. in dem über dem Melkstand Rohre oder Stangen angebracht werden, an denen die Geräte frei hängen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Geräte etwas weiter von den Kühen entfernt hängen und so vor Verschmutzungen gut geschützt sind.
Selbst bei optimaler Aufhängung sind Fehlmessungen möglich. Gelegentlich geraten Fremdkörper wie z.B. Strohreste über das Melkgeschirr in das Trutest-Gerät. Wenn sich diese zwischen Steigrohr und Pralldeckel festsetzen, kann der Zulauf zum Messzylinder behindert werden (Abbildung 3). Dank des transparenten Materials, aus dem das Trutest-Gerät gefertigt ist, sind solche Störungen auch von außen erkennbar. Durch Lösen des Spannbügels über dem Pralldeckel kann dieser abgenommen werden, um den Fremdkörper zu entfernen.
Das Problem der nicht optimalen Hängeposition kann auch beim zweiten mobilen Messgerät des LKV, dem LactoCorder auftreten. Anders als beim Trutest-Gerät gibt der LactoCorder eine Fehlermeldung, wenn die Geräteneigung das zulässige Maß überschreitet. Die Aufhängung des LactoCorders bietet aber die Möglichkeit, die Geräte an einer fest im Melkstand montierten Vorrichtung anzuhängen. Das Problem der Fehlmessung durch zu große Neigung wird dann verhindert.
Fremdkörper können auch beim LactoCorder des Messergebnis beeinträchtigen. Hier gilt, in gleicher Weise wie beim Trutest-Gerät, dass Fremdkörper durch das transparenten Gehäuse gut zu sehen sind. Das Gehäuse wird an der rückwärtigen Schraube geöffnet und das Hindernis kann einfach entfernt werden.
Gelegentlich werden Messfehler an Stellen vermutet, wo keine sind. Gemeint ist hier die Differenz zwischen der Tankmilchmenge und der am MLP-Tag festgestellten Milchmenge. Zunächst einmal muss dabei beachtet werden, dass im Tank bei der Abholung nur äußerst selten ausschließlich die Milch des MLP-Tages ist. Bedingt durch die meistens zweitägige Abholung ist ein solcher Vergleich kaum möglich. Das gilt insbesondere bei Betrieben, die ein Prüfverfahren verwenden, bei dem nur eine Melkzeit DSCN0004erfasst wird. Hinzu kommt, dass bei der MLP alle Kühe berücksichtigt werden, auch die, deren Milch z.B. aufgrund von Behandlungen nicht in den Tank gelangt. Kälbermilch, Hemmstoffmilch, usw. können das Ergebnis erheblich verzerren. Sollten dennoch Zweifel an der Genauigkeit der MLP-Ergebnisse bestehen, sprechen Sie uns an. Unsere Zuchtwarte sind Ihnen gerne behilflich, die Ursache für einen möglichen Messfehler zu finden und mit Ihnen gemeinsam eine Lösung zu finden.
Svenja Springmann, LKV
Fotos: LKV
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