Erste Erfahrung in der MLP mit elektronischer Tiererkennung
Aufgrund von immer größer werdenden Milchviehbetrieben und somit auch Melkständen macht der LKV sich schon seit längerem Gedanken, wie und mit welchen Hilfsmitteln die MLP vereinfacht und auch die Sicherheit und Korrektheit der Daten gewährleistet werden kann. Nicht immer ist aufgrund von verdrehten Halsbandnummern und verschmutzten bzw. auch fehlenden Ohrmarken die richtige Zuordnung der Kühe sicherzustellen. Auch „menschliches Versagen“ beim Ablesen der Nummern (z.B. Zahlendreher) kann zu Fehlern während der MLP führen. Um solche Fehlerquellen auszuschließen, wurde dieses Jahr die Milchleistungsprüfung mit Tiererkennung durch elektronische Fesselbänder bzw. Ohrmarken eingeführt. Diese wurde nun erstmals auf dem Betrieb von Christian Storm in Schillsdorf angewendet.
Dabei wurden zunächst einige Tage vor der MLP alle Kühe mit elektronischen Fesselbändern ausgestattet. Auf Wunsch des Betriebsleiters wurden diese mit fortlaufenden Zahlen versehen, damit auch außerhalb der MLP in der Melkstandgrube die Kuhidentität erkannt werden kann. Zu Beginn der MLP muss nach dem Einschalten des EZI-Scanners und des Stablesegerätes eine Bluetooth-Verbindung zwischen diesen beiden Geräten hergestellt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass eventuell vorhandene Bluetooth-Verbindungen zu Smartphones nicht angesteuert werden. Ist dieses geschehen, kann direkt mit dem Scannen der Fesselbänder, die einen Chip eingebaut haben begonnen werden. Hier ist darauf zu achten, dass grundsätzlich an Platz 1 im Melkstand begonnen wird. Ist die erste Melkstandseite mit dem Stablesegerät gescannt worden, kann die zweite Seite wieder beginnend an Platz 1 weiter gescannt werden. Sind alle Kühe erfasst, ist auf dem Datahandler die Anzahl der gescannten Kühe sichtbar (Bild: Data-Handler). Sollte ein Fesselband sehr verdreckt sein, ist dieses kein Problem, da das Stablesegerät auch dann den Chip noch lesen kann. Ein Aufschreiben der Kuhidentitäten fällt somit ganz weg.
Ist nun eine Kuh ausgemolken, wird wie bisher gewohnt die Milchprobe gezogen. Der einzige Unterschied besteht nur darin, dass in den Datahandler nicht mehr die Kuhidentität (Stall- oder Ohrmarkennummer) sondern der Melkplatz eingegeben wird. Hierbei kann die Reihenfolge der zu ziehenden Proben genauso wie bei der „normalen“ MLP variieren. Es müssen also nicht von Platz 1 bis Platz 8 (Bsp. Doppel-8-Melkstand) die Proben gezogen werden. Anhand der am Datahandler eingegebenen Melkplatznummer wird eine Verbindung zu den zuvor gescannten Fesselbändern hergestellt. Somit erkennt der Datahandler z. B., dass auf Platz 3 in der rechten Melkstandseite Kuh-Nr. 13 steht (Bild: Melkplatznummer).
Sollten elektronische Lebensohrmarken zum Einsatz kommen, können diese ebenfalls mit dem Stablesegerät gescannt werden, indem dieser bis zu einem Abstand von ca. 30 cm an die Ohrmarke gehalten wird. Dieses Verfahren eignet sich bei Melkständen mit Frontaustrieb oder auch Melkständen, in denen im Kopfbereich der Kühe ein Laufgang ist.
Darüber hinaus besteht für die elektronischen Lebensohrmarken auch die Möglichkeit, diese z. B. für die automatische Selektion der Kühe oder für die Steuerung der automatischen Kälbertränke zu nutzen. Neben der elektronischen Lebensohrmarke ist es auch möglich, andere elektronische Ohrmarken oder Fußbänder zu nutzen. Dies wird dann aber im Einzelfall zu prüfen sein.
Zusätzliche Kosten entstehen bei den elektronischen Fesselbändern in Höhe von zurzeit 3,30 € pro Stück (zuzüglich MwSt.), die Kosten für die elektronischen Ohrmarke belaufen sich auf 1,50 € pro Stück. Mit Einführung dieser Technik wird die MLP-Arbeit schneller und vor allem sicherer zu erledigen sein. Das Aufschreiben von Nummern oder auch das eventuelle Klettern am Melkstandgerüst, um die Ohrmarkennummern abzulesen, entfällt. Sogenannte doppelte Kühe aufgrund von Zahlendrehern wird es bei diesem Verfahren nicht mehr geben. Und wer kennt die Aussage nicht auch, ob nun vom EZI-Scanner oder vom Leistungsprüfer: „ Die Kuh ist doppelt. Die hatten wir schon mal!“.
Sollten Sie als LKV-Mitglied Interesse an der elektronischen Tiererkennung und der dadurch vereinfachten MLP haben, wenden Sie sich bitte an Ihren zuständigen Zuchtwart oder an die Außendienstleitung unter 0431-33987-35 oder -16.
Sonja Andresen und Manfred Rostel, LKV
Fotos: LKV