Tue Gutes und rede darüber - Auszeichnung für nachhaltige Milchproduktion
Nachhaltigkeit ist ein gerade ziemlich in Mode gekommenes Schlagwort. Jeder versteht etwas anderes darunter und wenige wissen genauer was damit gemeint ist. In vielen Bereichen hat es sicher etwas mit Modetrend zu tun, jedoch nicht in der Milchproduktion! Hier ist Nachhaltigkeit nichts Neues und das Ziel der meisten Milcherzeuger.
Per Definition bedeutet Nachhaltigkeit die Vermeidung von Ressourcenverschwendung, die Vermeidung von Raubbau. Nachhaltigkeit ist die Grundlage für zukunftsfähiges Wirtschaften. Genau das trifft auf die Landwirtschaft und insbesondere auf die Milchviehhaltung in besonderem Maß zu. Nach der Aufzucht soll jede Kuh möglichst lange unter den jeweils gegebenen Einflussfaktoren Milch und Nachkommen produzieren. Das natürliche Leistungsvermögen der Kühe soll bestmöglich genutzt werden. Wirtschaftlich ist das nur möglich, wenn dabei die Bedürfnisse des Tieres berücksichtigt werden. Gesunderhaltung und damit Langlebigkeit der eingesetzten Tiere sind die wichtigste Voraussetzung dafür. Nur dadurch ist der Milchviehbetrieb in der Lage, langfristig weiter zu existieren. Er erfüllt damit schon aus Eigeninteresse auch die Anforderungen von landwirtschaftsfernen Verbrauchern. Jedoch gibt es in jedem Jahr andere Gründe um über den Verbleib oder den Abgang einer Kuh zu entscheiden. In diesem Jahr sind in vielen Betrieben Kühe vorzeitig abgegangen, weil die Gefahr von Quotenüberlieferungen bestand und nicht weil die Kühe krank oder gebrechlich waren.
Über die Anstrengungen und Leistungen der Milcherzeuger zur Erreichung einer nachhaltigen Milchproduktion mit gesunden Kühen und unter Schonung der Umwelt wird auf sachlicher und vor allem nachprüfbarer Ebene wenig berichtet und diskutiert. Die Mitglieder des LKV unterziehen sich seit Jahrzehnten freiwillig einer monatlichen Datenerhebung und –auswertung die es vergleichbar in keinem anderen Bereich gibt. Trotzdem werden die teilweise viel geringeren Leistungen viel öffentlichkeitswirksamer beworben (siehe Bild 1).
Bild 1: Auf Plakatwand beworbenes Siegel für fairen Handel
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser Mit der Durchführung der MLP erfüllen die Mitglieder bereits seit langem die Anforderungen der neuesten Version des Tierschutzgesetzes. Nach § 11 Abs. 8 muss jeder Halter von Nutztieren ein Eigenkontrollsystem durchführen und geeignete tierbezogene Merkmale (Tierschutzindikatoren) erheben und bewerten. Genau dies macht der Milcherzeuger mit der MLP und den daraus ermittelten Daten.
Bild 2: Plakette für ausgezeichnete Betriebe
Der LKV möchte dazu beitragen, dass diese Leistungen sichtbar werden. Deshalb werden seit nun schon 10 Jahren jährlich 2,2 - 2,5% der LKV-Betriebe, die in besonders beispielhafter Weise hinsichtlich der Nachhaltigkeit Milch produzieren, durch den LKV ausgezeichnet. Zahlreiche Betriebe, die mit der LKV-Plakette ausgezeichnet werden, haben sie bereits mehrfach erhalten. Die Plakette an der Stalltür ist ein nach außen sichtbares Zeichen, dass hier überdurchschnittlich gut gearbeitet wird. Grundlage für diese Auszeichnungen ist eine aufwendige spezielle Auswertung von verschiedenen Kriterien, die die Qualität der Produktion nach verschiedenen Gesichtspunkten bewerten und gewichten. Zuletzt werden in einer Indexberechnung die herausragenden Betriebe herausgefiltert.
Die Jahresmilchmenge spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Bewertet wird eine hohe Lebensleistung und das durchschnittliche Herdenalter. Ganz wichtige Punkte sind außerdem eine gute Eutergesundheit, eine niedrige Remontierungsrate, Harnstoffwerte im Sollbereich (darüber wird u.a. die Umweltverträglichkeit ermittelt) und eine möglichst lückenlose Dokumentation der Zucht. Eine gute Eutergesundheit, dokumentiert durch eine niedrige Zellzahl, einhergehend mit einer niedrigen Infektionsrate der Färsen und der Frischlaktierenden, ist die wichtigste Voraussetzung für die Produktion eines hochwertigen Lebensmittels. Eine niedrige Remontierungsrate zeigt, dass die Kühe langlebig sind, die Herde also offenbar einen guten Gesundheitszustand hat. Dieser wird unter anderem durch ausgewogene, leistungsgerechte Fütterung erreicht. Der Harnstoffgehalt der Milch ist dafür ein wichtiger Indikator. Und last but not least ist die gezielte Zucht mit entsprechender Dokumentation eine ganz entscheidende Grundlage für gesunde, langlebige Kühe. Gezielte Anpaarung von Elterntieren, die sich in ihren Merkmalen ergänzen, ist das Ziel. All das ist nicht von heute auf morgen erreichbar. Der Aufbau einer leistungsstarken und gesunden Herde ist die Arbeit von Generationen. Nachhaltigkeit ist hier gelebte Realität.
Bild 3: Der monatliche Gesundheits-Checkup
Sicher kann dieses „Siegel“ nicht auf jede Milchpackung aufgebracht werden. Trotzdem lohnt es sich, auf die freiwilligen Leistungen der Milcherzeuger viel deutlicher hinzuweisen. Die Leistungen der Milcherzeuger können selbstbewusst, aktiv, klar und positiv formuliert werden. Wir sollten deshalb den Nutzen und die Relevanz der Milchleistungsprüfung deutlicher formulieren und nicht nur die Fakten in Form von Zahlen.
S. Springmann und H. Rowehl, LKV