Erste Erfahrungen mit QM-Milch 2.0: Wo liegen die Unterschiede
Seit der Einführung des Qualitätsmanagementsystems QM-Milch als wichtiger Bestandteil der Prozesskontrolle der Milchwirtschaft hat es stetige Weiterentwicklungen gegeben, die wichtig und notwendig für die Akzeptanz eines solchen Systems sind. Die Gründung des Vereins QM-Milch e.V. und die Anerkennung von QM-Milch als akkreditierter Standard durch die DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle) waren wesentliche Schritte, um den QM Milch Standard deutschlandweit einheitlich umzusetzen. Seit Beginn dieses Jahres ist der überarbeitete Standard QM-Milch 2.0 in Kraft. Er wird bis zum Ende des Jahres 2016 deutschlandweit die bisherige Version 1.0 ablösen.
Die schleswig-holsteinischen Meiereien haben überwiegend zum 1. Juli 2016 auf QM-Milch 2.0 umgestellt. Seither werden die Audits in Schleswig-Holstein nahezu flächendeckend nach der neuen Version durchgeführt. Die Meiereien DMK und Arla haben, bedingt durch ihre eigenen Zusatzprogramme Milkmaster und Arlagarden, bereits früher auf den neuen Standard umgestellt. Bislang wurden bereits über 100 Audits nach dem neuen Standard gemacht, so dass die ersten praktischen Erfahrungen mit dem neuen Standard vorliegen.
QM-Milch weist in der Version 2.0 einige Neuerungen auf, von denen die wesentlichsten sicher die Änderungen in den abzuprüfenden Kriterien darstellen. Neun neue Kriterien wurden in die Checkliste aufgenommen, zwei bestehende Kriterien wurden erweitert. Dadurch steigt die maximal zu erreichende Punktzahl auf 75 Punkte (bisher 66). Die Mindestpunktzahl für das Bestehen des Audits beträgt nun 54 statt bisher 47 Punkte. Bei den K.O.-Kriterien ist mit der Frage nach den betrieblichen Eigenkontrollen ein neues hinzugekommen, so dass es nun 17 statt bisher 16 K.O.-Kriterien gibt.
Die Auswertung der ersten gut 100 Audits nach dem neuen Standard zeigt, dass es bei den Ergebnissen keine großen Veränderungen gegeben hat. Nahezu alle Audits wurden mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 66 Punkten bestanden. Die erreichte Punktzahl in den Audits liegt zwischen 56 und 72, wobei 15 % der Betriebe 70 oder mehr Punkte erreichten. Die meisten Betriebe liegen oberhalb von 65 Punkte. Nur 8 % der durchgeführten Audits wiesen 60 Punkte oder weniger auf. Die Betriebe, die das Routineaudit nicht bestanden, fielen aufgrund des Nicht-Einhaltens eines K.O.-Kriteriums durch. Diese Ursache ist seit vielen Jahren unabhängig von der Version zu beobachten. Die Auswertung dieser ersten Audits zeigt, dass auch die neuen Kriterien von den Betrieben gut bewältigt werden. Die Ergebnisse unterscheiden sich nicht von denen der Audits nach dem bisherigen Standard QM-Milch 1.0.
Die neuen Kriterien führen teilweise zu Nachfragen seitens der Landwirte und bedürfen daher noch einiger Erläuterung durch die Auditoren während des Audits. Die meisten Betriebe sind jedoch gut vorbereitet. Viele der neu aufgenommenen Kriterien, wie beispielsweise die Klauenpflege, der Abkalbebereich oder die Kälberhaltung, gehören auf den Betrieben längst zum Standard und stellen daher auch im QM-Milch Audit keine Hürde dar.
Neben den Änderungen in den Kriterien, wurden auch formale Vorgaben des Standards verändert. Eine Neuerung ist die Forderung nach einer stetigen Verbesserung und betrifft Betriebe, die das Audits mit weniger als 58 Punkten abschießen. Hier muss das nächste reguläre Audit (in der Regel nach 3 Jahren) in der Punktzahl höher liegen, es muss also eine Verbesserung stattgefunden haben. Ist das nicht der Fall wird ein Sonderaudit nach spätestens 18 Monaten notwendig. Von dieser Regelung sind nach der Auswertung der ersten Audits nur 2 Betriebe betroffen.
Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Standard QM-Milch 2.0 zeigen, dass die Umstellung bislang problemlos verläuft. Die neuen Kriterien, die aufgrund veränderter gesetzlicher Bestimmungen und sich ändernden Erwartungen seitens der Verbraucher und des Handels unbedingt notwendig waren, sind gut von den Betrieben zu erfüllen und gehören meist bereits zum Standard einer qualitätsorientierten, modernen und zukunftsorientierten Milchproduktion.
Dr. Monika Brandt, LKV