73. Hauptversammlung des Landeskontrollverbandes Schleswig-Holstein e.V.
Die 73. Hauptversammlung des Landeskontrollverbandes Schleswig-Holstein e. V. (LKV) fand am 9. Dezember 2010 im Hotel "Conventgarten" in Rendsburg statt. Auf dieser Veranstaltung zog der Vorsitzende Eckhard Marxen im Beisein zahlreicher Repräsentanten des Landwirtschaftsministeriums, der Landwirtschaftskammer, des Bauernverbandes, der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG, der Wissenschaft sowie der Molkereiwirtschaft und weiterer mit dem LKV zusammenarbeitenden Organisationen ein positives Fazit über die Arbeit im abgelaufenen Jahr. Ein Höhepunkt des Verbandes in der Außendarstellung war die Durchführung der Frühjahrstagung des Deutschen Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e. V. am 3. und 4. Mai 2010 in Schleswig. Durch den erforderlichen Anstieg beim Milchpreis in den vergangenen Monaten hat sich die Stimmung unter den Milcherzeugern wieder verbessert. Durch die Angleichung der Prämien für die Acker- und die Grünlandflächen mit Einbußen für die Milcherzeuger sowie durch die gestiegenen Kraftfutterpreise drohen jedoch neue Schwierigkeiten. Das Wetterrisiko sei dagegen nicht neu und ungünstige Verhältnisse wie im letzten Jahr gehörten auch zur Landwirtschaft.
Geschäftsbericht
Über die Arbeit des LKV im abgelaufenen Jahr berichtete der Geschäftsführer Gerd Schulz. Besonders hob er die intensive und stetig wachsende Zusammenarbeit der Landeskontrollverbände in dem vor zwei Jahren gegründeten gemeinsamen Bundesverband, dem Deutschen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e. V. (DLQ), hervor. Der DLQ trägt auch gegenüber dem Internationalen Komitee für Leistungsprüfungen in der Tierproduktion (ICAR) die Verantwortung dafür, dass die Milchleistungsprüfung (MLP) in Deutschland nach international und bundesweit einheitlichen Richtlinien durchgeführt wird. Zur Bestätigung dafür hat er auch den LKV Schleswig-Holstein auditiert und ihm eine richtlinienkonforme Arbeit bescheinigt.
Im Labor wurden zwei neue Untersuchungsgeräte vom Typ MilcoScan FT+ installiert und damit zwei ältere Geräte abgelöst. Die neuen Geräte ermöglichen die Analyse zusätzlicher Milchbestandteile, z. B. des Gehalts an gesättigten und ungesättigten Fettsäuren sowie den Gehalt an freien Fettsäuren. Die Kenntnis dieser Parameter kann für die Molkereiwirtschaft hilfreich bei einer optimalen Verwertung der Milch sein. Die Zahl der zu untersuchenden Proben hat sich gegenüber dem Vorjahr nur unwesentlich verändert. Sie verringerte sich in der Sparte Milchgüteprüfung durch den Rückgang bei den Milchlieferanten um 2,5 % und bei den MLP-Proben um 0,5 %.
Neben den vielfältigen Routinearbeiten lag ein Schwerpunkt in der Abteilung Datenverarbeitung bei der Umstellung auf ein modernes Datenbanksystem mit von der Rinderdatenverbund (RDV) EDV-Entwicklungs- und Vertriebs GmbH entwickelten Programmen. Mit den Partnern in diesem Verbund, den LKVs Bayern und Baden- Württemberg sowie der ZuchtData EDV-Dienstleistung (Wien), gab es im abgelaufenen Jahr eine hervorragende Zusammenarbeit mit einem regen Erfahrungsaustausch.
Die Arbeit in der Abteilung Tierkennzeichnung war geprägt von der Einführung von neuen Ohrmarken, mit denen bei der Kennzeichnung des Kalbes automatisch eine Gewebeprobe gezogen und dann im Landeslabor Schleswig-Holstein auf BVD-Erreger untersucht wird. Die Beschaffung der neuen Ohrmarken war nicht unproblematisch, da nach der Ausschreibung des Auftrags und der Erteilung des Zuschlags eine Anfechtung durch einen unterlegenen Anbieter erfolgte. Die Anfechtung wurde in einem Nachprüfverfahren der Vergabekammer Schleswig-Holstein zwar abgelehnt, verursachte jedoch zusätzliche Arbeit und eine Verzögerung bei der Beschaffung.
Wahlen
Bei den Wahlen wurde Lorenz Christian Carstensen, Rantrum, als stellvertretender Vorsitzender von den Delegierten im Amt bestätigt. In den geschäftsführenden Vorstand wiedergewählt wurden ebenso Eckhard Marxen, Niendamm, sowie Cord Riechmann, Munkbrarup. Im Schiedsgericht des Verbandes wurden Jürgen Kühl, Heinkenborstel, und Martin Berling, Fitzen, wiedergewählt. Neu in das LKV-Schiedsgericht wurden Michael Lausen, Harrislee, und Thorsten Ahrens, Grömitz, gewählt.
Vortrag
Zum Abschluss der Veranstaltung referierte der Geschäftsführer des Landeskontrollverbandes Weser-Ems e. V., Dr. Ernst Bohlsen, über eine „Neue Methode zur Bestimmung von Mastitiserregern – Ein weiteres Dienstleistungsangebot des LKV – “. Die Eutererkrankungen verursachen erhebliche Schäden in der Milchviehhaltung. Nach Berechnungen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein beträgt der jährliche Verlust bei einer klinischen Mastitis 472 Euro/Kuh im Jahr. Es gibt viele Bestrebungen, die Verluste zu verringern. Ein erster Schritt zur Behandlung einer Mastitis ist immer, den Erreger festzustellen. Dazu gibt es seit kurzem ein neues Mastitis-Analyseverfahren von einem finnischen Hersteller, das beim LKV Weser-Ems schon routinemäßig angewendet wird. Während bei den bisher üblichen Verfahren das Untersuchungsergebnis erst nach zwei bis drei Tagen vorliegt, ist der Erreger bei dem neuen Verfahren bereits nach vier bis fünf Stunden identifiziert. Bei dem herkömmlichen Verfahren werden die Mastitiserreger auf Nährböden gezüchtet und dann mikroskopiert. Bei dem neuen Schnelltest wird dagegen durch einen PCR-Test (Polymerase-Ketten-Reaktion) geprüft, ob sich DNA, also Erbgut, von Mastitiserregern in der Probe befindet. Mit dem neuen Mastitis-Schnelltest können deshalb auch Erreger bei bereits behandelten Kühen nachgewiesen werden.
Das neue Verfahren soll in enger Zusammenarbeit mit den auf den Betrieben tätigen Tierärzten durchgeführt werden, da die Interpretation und Umsetzung der Befunde hohe Fachkenntnisse erfordern. Da in Verbindung mit dem Mastitis-Schnelltest eine Anfertigung eines Antibiogramms nicht möglich ist, hat die Erfahrung eines Tierarztes bei der Behandlung der erkrankten Kuh eine große Bedeutung. Ganz wichtig ist auch eine saubere Probenziehung. Da der Test sehr sensibel ist, werden auch Verunreinigungen durch Umweltkeime festgestellt und können unter Umständen zu unsicheren Ergebnissen führen.
Abschließend wies Dr. Bohlsen darauf hin, dass die wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Mastitis immer vorbeugende Maßnahmen sein müssen. Eine gute Prophylaxe ist besser als jede Therapie!